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Zeit für Features auf coloRadio

Am Samstag um 15 Uhr dürfen wir voller Freude zwei sehr spannende Features ur-senden. Sie stammen aus der Feder von Elias Gottstein und handeln von einem nachdenklichen Sprayer und katholischen Anarchisten. Abgerundet werden die zwei Stunden mit einem Feature von Jenz Steiner über die Stunde null des Nachkriegsradios.

  • Güterwelt

    In seinem Hörstück mit dem Namen „Güterwelt“ begleitet Elias Gottstein einen Graffiti-Sprüher, der regelmäßig Güterzüge bemalt. Dabei sucht der Sprayer in dieser Tätigkeit aber nicht nur einen ›Kick‹, sondern eher eine Art ›mystische Erfahrung‹. Und so stellt sich im Hörstück die Frage, ob möglicherweise viele Menschen heute nach neuen Formen der Mystik und der Religiosität suchen, nach Erfahrungen des ›Eingebunden-Seins‹ in die Welt – trotz all der Anonymität und Individualität und nach Formen, die dieser Lebenserfahrung entsprechen.

  • Katholischer Anarchismus

    Sein zweites Feature heißt „Katholischer Anarchismus“, in dem er die Catholic Workers in Amsterdam begleitet. Die Gruppe lebt zu zehnt mit 20 illegalisierten Menschen zusammen und ist politisch sehr aktiv. Elias Gottstein begleitet sie im Hörstück u.a. zu ihrem Gerichtsprozess in Cochem, denn sie sind angeklagt, weil sie in den Atomwaffenstützpunkt Büchel eingedrungen sind. Außerdem ist Elias mit zwei der dort lebenden illegalen Menschen, die gerade frisch das Projekt „Refugees 4 Amsterdam“ gegründet haben, in der Nachbarschaft unterwegs. Dabei kommt das persönliche Gespräch nicht zu kurz und redet mit den Aktivistinnen darüber, wie Katholizismus und Anarchismus zusammen passen, über die Geschichte ihrer Bewegung – den Catholic Workers – und über ihren Umgang mit Rassismus und Sexismus in der eigenen Gemeinschaft und der Kirche. Elias schreibt, dass ihn das Projekt sehr beeindruckt hat. Der liberale Geist im Haus paart sich mit 2000 Jahre alter Liturgie und heraus kommt eine sehr einladende Gemeinschaft, die aber nicht nur Christinnen willkommen heißt – und das nun bereits seit mehreren Jahrzehnten.

Über Elias Gottstein

Elias Gottstein ist im Jahr 1989 in Frankfurt am Main geboren, aber in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen. Als Sänger, Musiker und Komponist war er Teil der Band Guaia Guaia, außerdem ist er freischaffender Künstler und komponiert Filmmusik. 2012 gewann er den Publikumspreis des Münchner Filmfests und 2017 wurde ihm der Dokumentarfilmmusikpreis verliehen.

Seit 2020 wendet er sich seiner neuen Leidenschaft zu und produziert Hörstücke. Wenn ihr mehr über Elias erfahren wollt, besucht ihn im Internet unter http://eliasgottstein.com

Wer nicht Sendet, hat verloren

Ein Feature von Jenz Steiner.

Es war die Stunde Null im Radio. Die letzten Rundfunksender unter nationalsozialistischer Kontrolle stellten am 13. Mai 1945 endgültig ihren Betrieb ein. Am gleichen Tag ging in Berlin der Berliner Rundfunk unter sowjetischer Kontrolle auf Sendung. Es folgten immer mehr Programme in allen Besatzungszonen: Radio Hamburg, Sender Leipzig, Radio München, später dann auch der RIAS und der Nordwestdeutsche Rundfunk.
Einerseits brachten die Sender musikalische Abwechslung und wichtige Informationen in den tristen Nachkriegsalltag, andererseits fanden alte Nazi-Kader hier wieder ihren Platz im Medienbereich.
Jenz Steiner von coloRadio beleuchtet im halbstündigen Feature die Errungenschaften, aber auch die verpassten Chancen einer demokratischen Hörfunklandschaft in der Zeit zwischen 1. Mai 1945 und dem Jahr 1949. Das Feature könnt ihr hier nachhören.