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„Aber ohne Musik ist alles nichts…“

Eigentlich sollte Dieter Jaenicke schon in der ersten Illustren Runde am 17.11. dabei sein, doch die Corona-bedingten Beschränkungen ließen so viele Personen in einem Studio nicht zu. Außerdem war mir bei der Vorab-Recherche recht schnell klar, dass das Leben des Wahl-Dresdners, der im Herzen ein Hamburger und im Beruf ein Weltreisender ist, einfach zu lang, zu voll und zu facettenreich ist, um dem Ganzen nicht ein wenig mehr Zeit zu widmen. So trafen wir uns eine Woche später an einem Vormittag in einer exquisiten Runde zu Zweit. Er kam erholt aussehend und entspannt ins Studio, entschied sich trotz meiner Warnung für den schlechten türkischen Kaffee und schlenderte nicht minder entspannt ans Mikro.

Dieter Jaenicke war von 2009 bis 2018 der Intendant am Festspielhaus Hellerau und hat dieses in seiner Relevanz nicht nur in die persönlichen Kulturkalender der Menschen zurück gebracht, sondern dem Ganzen auch eine politische Komponente hinzugefügt, die ich selbst als unbedingt notwendig und trotzdem neu empfand, waren/sind doch viele große Kultur-Häuser der Stadt recht verhalten, wenn es um konkretes politisches Engagement geht.

Auf die Frage, was Kultur für ihn ist, schrieb er mir im Vorfeld: „Einen Schweinestall ausmisten, eine Herbst-Wanderung in den Weinbergen, eine betrunkene Nacht in einem Club, eine andere Nacht in einem Sufi-Zentrum, das unendlich große Panorama an kreativen Interventionen und Imaginationen der Menschen. Aber ohne Musik ist es alles nichts….“

In unserer Stunde kamen wir dann fast gar nicht mehr in der Gegenwart an, gab es doch so viel zu erzählen: von der ersten gelungenen Revolte im Kindergartenalter, über das erfüllende Leben in der Einfachheit während eines Volontariats beim UNHCR Flüchtlingswerk auf den Philippinen, über die Zeit in Brasilien, den Kulturclash und die Zeit in Dresden, über Frauen im Allgemeinen und im Besonderen und natürlich immer wieder über Musik.

Es war eine schöne Stunde, in welcher wir kein einziges Mal über Corona gesprochen haben. War auch mal schön!

Beim Gehen sagte Dieter Jaenicke zu mir: „welch‘ ein Privileg, sich im Radio eine Stunde unterhalten zu dürfen.“ Das fand ich aber auch. Von daher noch einmal herzlichen Dank und auf bald, Herr Jaenicke!

Sendung mit Dieter Jaenicke: 21.01. 18-19 Uhr hier auf dieser Welle.

Mehr Infos zum Tante Lola-Projekt auf unserer Webseite: www.tantelola.org

Photo by Steffen Füssel