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27 Jahre coloRadio: Einblicke und Ausblicke

Glückwunsch, liebes coloRadio

27. Jahre coloRadio. Statt eines Rückblicks hier nun ein Ausblick in die Zukunft des Freien Radios in Dresden.

Da könnte man natürlich wieder Bilanz ziehen und die alten Geschichten vorkramen.
Das mache ich aber nicht.Ich will lieber auf den Status quo und in die Zukunft gucken. Was passiert gerade? Wie geht es weiter.
Ja, nach 27 Jahren merkt man, dass Dresdens Freies Radio langsam aber sicher erwachsen wird.

Der Umzug ins Dresdner Zentralwerk vor drei Jahren hat echt gut getan. Das scheint auch gerade Mode zu sein. Radio Blau in Leipzig ist umgezogen, Radio T in Chemnitz hat ein neues zuhause gefunden, in Berlin gibt es ein neues Studio im Haus der Statistik für FRBB und Radio Frei in Erfurt zieht demnächst ins alte Stadttheater.

Zurück nach Dresden zu coloRadio. Wir haben endlich den Sprung ins neue Jahrtausend geschafft. Das merkt man besonders an der Technik. Zwei von drei Studios sind bereits digitalisiert. Überhaupt drei Studios zu haben und dazu noch einen Seminarraum, das ist schon ganz schöner Luxus.

Die corona-Ferien haben wir ganz gut überstanden. Nach etwa vier Tagen stand der Übergangssendebetrieb. Danke an alle, die das möglich gemacht haben. Wer konnte, hat zuhause vorproduziert oder live gestreamt.
Manche haben einfach die besten Sendungen des vergangenen Jahres wiederholt und sich eine Sendepause gegönnt. Auch okay.

Bislang war es zumindest in meiner Wahrnehmung so, dass coloRadio zwar als Freies Radio für Dresden einen hohen Bekanntheitsgrad hatte, aber kaum live gehört wurde. Das verschiebt sich gerade massiv. Das merke ich am steigenden Traffic auf der Webseite, am Anstieg der Anrufe und Mails unserer Hörerschaft und an den vielen Anfragen von Leuten, die selbst eine Sendung machen wollen oder bei unseren Workshops mitmachen wollen.

Wir sind einfach viel mehr in der Öffentlichkeit präsent. Tolerade, DAVE-Festival, Hechtfest, UMUNDU-Festival, Aussitzen Deluxe, Elbhangfest – überall, wo Leute kulturell und politisch etwas auf die Beine stellen, sind wir dabei.

Gerade sind wir an dem Punkt, an dem unser Junges Radio, das medienpädagogische Projekt der Radio-Initiative Dresden, wieder eine Generation ins Erwachsenenprogramm entlässt und neue, junge Sendungsmachende das Programm erfrischen, die ja eigentlich schon alte Hasen durch ihre Vorerfahrung beim jungen Radio sind.

Ich freue mich über neue Formate wie die Abendschule, Viertel vor Stadt , oder Kanaxiatisch, eine Sendereihe, in der es um Rassismustheorien geht.
Toll sind auch so temporäre Projekte wie der Ballroom-Talk oder die Täglichen Live-Übertragungen im Sommer im Rahmen von Aussitzen Deluxe. Es gibt so viele neue Sendungen über spannende Themen. Fotografie in Dresden, Umgang mit Verschwörungstheorien, wie geht’s weiter in Dresdens Kulturlandschaft. All das sind große Themen, die gerade eigene Formate gewinnen.

Es gibt drei freie Radios in Sachsen. Radio T in Chemnitz, Radio Blau in Leipzig und in Zittau gründet sich gerade ein Freies Radio unter dem Arbeitstitel Radio Zett. Ich denke, es ist an der Zeit, dass diese Radios gemeinsame Sache machen, sich zu einem Sendekombinat im Schaltprogramm zusammenschließen und ein 24/7-Sendebetrieb auf die Beine stellen.

Es ist Zeit, auch mehr in den ländlichen Raum zu expandieren und in den Demokratie-armen Gebieten Menschen die Möglichkeit zu geben, selbst Radio zu machen und das möglichst niedrigschwellig, was nicht niveaulos heißt, barrierefrei und im Radio auf UKW, auf den bisherigen Frequenzen, Sachsenweit auf DAB+ und natürlich auch als Webstream. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun.

Und ich hoffe, dass die, die darüber entscheiden, dass das mit UKW und DAB+ parallel funktioniert, so begeistert und überzeugt von einem gemeinsamen Freien Radio für Sachsen sind wie ich.

Vielleicht gibt es ja in zwei, drei Jahren einen ersten Geburtstag zu feiern. Bis dahin erstmal alles Gute zum 27. coloRadio und Danke an alle Sendungsmachenden, die mit dem Club-Sound, mit der Politik und Kultur, mit den frischen Ideen, danke alle Spenderinnen und Förderer, ans Junge Radio und alle, die im Hintergrund Hilfe und Unterstützung leisten, die keiner sieht und hört.


Herzlichen Glückwunsch!